Die Idee

Displaced verdrängt, verlagert, vertrieben
WER wird VON WO, WIE und WEM verdrängt, verlagert und vertrieben?

Views Blick, Darstellung, Anschauung
WER wirft von WO aus einen Blick auf etwas? WORAUF wird ein Blick gerichtet und WIE? WARUM wird etwas betrachtet und dargestellt?

Displacedviews.at
Beschreibt den reflektierten Umgang von Kultur- und Alltagsphänomenen aus verschiedenen Blickwinkeln.
’Displacedviews’ vertritt die Position der FotografInnen, die ihre Sichtweise der "eigenen" Kultur in Form von Bildern festhalten.
’at’ steht für die kulturelle Eigenpositionierung der ProjektleiterInnen und deren Einfluss auf das Ergebnis. Der ’.’ verweist einerseits auf die Eigenständigkeit der unterschiedlichen Sichtweisen. Andererseits fungiert er als Vermittler zwischen "Eigen- und Fremdrepräsentation" up

Die Projekte

Die Forschung:
Im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes von Bernadette Schober im Norduganda (Raum Kitgum und Gulu) fand eine Kooperation mit vier regional unterschiedlichen Jugendgruppen statt. Nach einer Kennenlernphase wurde in Gesprächen mit den Gruppen eine Bedeutung von "Kultur" erarbeitet, die sowohl Traditionen und Rituale, als auch das alltägliche Leben beinhaltet. Ausgehend davon, wurden die Jugendlichen mit der Aufgabenstellung, ihre Kultur und ihr Alltagsleben zu fotografieren, für eine Woche mit einer Einwegkamera ausgerüstet. Nach einem Kameratraining konnten sie in Gruppen von meist zwei Personen fotografieren, was ihnen wichtig oder fotografierenswert erschien. Die rund 50 beteiligten Jugendlichen waren zwischen 12 und 26 Jahren. Nach einer Woche wurden die Kameras wieder eingesammelt und die Fotos entwickelt. Bei der Rückgabe der Fotos an die Fotografen, wurden die Motive erklärt und zusätzliche Hintergrundinformation geliefert.

Diese von den Kindern und Jugendlichen in Norduganda selbst fotografierten Bilder wurden in einem ersten Ausstellungsprojekt "Das Leben im Camp: Acholi Jugendliche fotografieren ihren Alltag" gezeigt.



Zur Situation der Kinder und Jugendlichen in Norduganda:
Norduganda ist seit 20 Jahren von einem Konflikt zwischen der Lord Resistance Army (LRA) und der Regierung geprägt. Regional gesehen befindet sich dieser Konflikt im Gebiet der Acholi. Über 90% der betroffenen Bevölkerung in der Acholi- Region mussten die Dörfer verlassen und wurden von der Regierung in IDP Camps (Internally Displaced Person) umgesiedelt, wo sie von Essenslieferungen abhängig sind. In den 20 Jahren des Krieges wurden über 20,000 Kinder von der LRA entführt und als Kindersoldaten ausgebildet oder getötet. Durch diese Umstände ist ein Wandel der Kultur unumgänglich. Viele der Kinder und Jugendlichen sind bereits in den Camps geboren und haben deshalb nie die Strukturen des dörflichen Zusammenlebens kennen gelernt. Die Acholi Kultur gründet auf einer hierarchisch sozialen Ordnung, deren Befolgung durch ein zentrales Wertesystem geregelt ist. An oberster und erster Stelle stand für jeden Acholi die Einheit des Clans. Jedes Mitglied hatte eine Reihe von sich ergänzenden Aufgaben zu erfüllen: produktive, reproduktive und kulturelle Rollen. Die Umsiedelung in die Camps hatte zur Folge, dass kulturellen Überlieferungen und kulturellen Praxen ein geringerer Stellenwert zukam. Alle Personen leiden seit Beginn der Umsiedelung unter den Armutsverhältnissen, aufgrund derer auch die Rolle der rwodi (Könige) und der Ältesten nur sehr eingeschränkt ausgeführt werden kann. Ihre Aufgaben wie kulturelle Rituale, Mediation oder Einheitsbildung wurden dadurch besonders in den ersten 10 Jahren in den Camps stark vernachlässigt. Eine Besserung trat jedoch ein, als 1995 der Ker Kwaro Acholi (Religiöse Führer der Acholi) in der ugandischen Konstitution anerkannt wurde. Es kam zu einem Wiederaufleben von kulturellen Praktiken in den Camps unter Anpassung an die Umstände der Armut. Trotz der Bemühungen des "cultural revivals", konnte auf Grund der gesamten Umstände ein Umbruch von kommunalem Geist zum Individualismus nicht verhindert werden. Dieser Umbruch führte unter anderem zu einem enormen Generationskonflikt, bei dem nicht nur der Autoritätsverlust der Ältesten und der Rwodi eine zentrale Rolle spielt, sondern im Besonderen auch das Fehlen des Wang oo (zentrale Feuerstelle). Der Wang oo war ein wichtiger Ort zur Vermittlung von kulturellen Normen an die Kinder und Jugendlichen. In dieser kulturellen Umbruchsituation wird die Acholi Kultur wieder vor eine neue Aufgabe gestellt. Die im Besonderen für Kinder bedrohliche Situation scheint sich zu beruhigen, denn es finden Friedensverhandlungen zwischen der LRA und der Regierung statt. Nachdem die ersten bereits begonnen haben, die Camps zumindest tagsüber zu verlassen, um die Felder zu bebauen, sollen jetzt auch weitere folgen. Die Acholi stehen vor einer Rückansiedelung.

Weitere Informationen zur Situation:
Liu Institute for Global Issues: ROCO WAT I ACOLI. Restoring Relations in Acholi-land: Traditional Approaches to Reintegration and Justice. September 2005.

Das Schulprojekt Weyregg:
*/Bildwelten- Soziale Welten /*
*/Jugendliche kommunizieren/***
Ein vom Bundesministerium für Unterricht und Kultur gefördertes Schulprojekt in Kooperation mit der LFS Weyregg OÖ. Reflexion des medial geprägten Afrikabildes in Österreich sowie die selbstständige Erarbeitung der eigenen Kultur. Fotografie wird als forschungsleitendes Medium in Anwendung und Betrachtung verwendet. Weitere Informationen zum Projekt: Schulprojekt PDF Download
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Die Ausstellung

Es handelt sich um eine transportable Ausstellung. Ein frei stehendes Gerüst aus Holz, mit Abmessungen von 5.4 Metern Länge und 2 Meter Höhe und einem Flies als Hintergrund bespannt bildet den Rahmen. Gezeigt werden 26 Fotos und zwei Zeichnungen in der Größe von 31x21cm. Die Aufhängung ist vom Hintergrund 10cm abgehoben. Die beiden Zeichnungen, die das Träumen verdeutlichen, werden leicht nach hinten versetzt um eine andere Ebene des Traumes, gegenüber der Wirklichkeit, zu erzeugen.
Pro Block gibt es ein bis zwei Textfelder, die gleich wie die Fotos aufgehängt sind. Der Text ist ganz einfach gehalten und besteht zum Teil nur aus Zitaten der Jugendlichen.

Die Ausstellung wurde vom 18.06.2007 bis zum 20.06.2007 in Workshops in Kooperation mit Moving Cultures und einer Tanzgruppe des Ndere Center/Uganda in der Hauptschule  in Ottensheim/ Mühlviertel gezeigt.
Anschließend wurde die Ausstellung im Zuge der Österreich-Filmpremiere"Lost children" im Moviemento in Linz offiziell eröffnet. Die Ausstellung ermöglichte im Zeitraum vom 20.06.2007 bis zum 28.06.2007 den BesucherInnen die Region und die Lebenssituation in Norduganda aus verschiedenen Blickwinkeln und durch unterschiedliche Darstellungsformen kennen zu lernen.
Beide Veranstaltungen fanden im Rahmen des Festivals "moving cultures- sunnseitn 07" statt.
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Das Team

Displacedviews.at ist ein interdisziplinäres Projekt. Die Idee entstand im Zuge der Konzeptionierung unserer Diplomarbeiten.

Bernadette Schober
Bernadette ist seit 2001 Studentin der Kultur- und Sozialanthropologie der Uni Wien. Seit zirka vier Jahren legt sie den Schwerpunkt auf Visual Anthropology und Migration-studies. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit "How to be an Acholi: Children representing their understanding of culture" richtet sie ihren Blick auf visuelle Darstellungsformen und Symbolisierung der Acholi Kultur in Norduganda.
Bernadette wurde am 1.April 1982 in Oberösterreich geboren. Ihre Ausbildung als Kindergartenpädagogin und Horterzieherin erleichtert uns den Zugang zu Kindern und Jugendlichen. Bene’s unermüdliches Engagement sich für die Arbeit gegen Vorurteile und Diskriminierungen einzusetzen, bringt dem Projekt die nötige Konsequenz und Lebendigkeit.



Sabine Gschliesser
Sabine bereichert das Projekt durch ihre vielseitige Erfahrung im Bereich der Organisation und Umsetzung von Kulturprojekten. Ihr Geschick im Umgang mit ProjektpartnerInnen und Kontaktpersonen ist ein wichtiger Aspekt für unsere erfolgreiche Arbeit.
Im Studium der Europäischen Ethnologie (seit 2001) richtet sie ihren Focus auf die reflexive Auseinandersetzung "eigener und fremder" Kulturen. Die Diplomarbeit stellt eine kritische Aufarbeitung unserer ersten Ausstellungskonzeption dar. Untersucht werden Strategien der Vermittlung und Kommunizierbarkeit von ethnologischem Wissen.
Sabine wurde am 25. April 1981 in Tirol geboren. Ihr Interesse an interkulturellem Austausch in Form von visuellen Präsentationstechniken verfolgt sie zielstrebig und mit vollem Elan.
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Links


www.movingcultures.org
www.sunnseitn.org
www.uganda.at
www.ndere.com

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Kontakt

Sabine Gschliesser
Bernadette Schober up









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